Die Bleierzlagerstätten von Bleialf und ihre Besitzer
Die Bleierzförderung im Gebiet der Schneifel wird schon im 11. Jahrhundert erwähnt. Die Erzbischöfe von Trier und die Fürstäbte von Prüm zeigten schon früh großes Interesse am Bergbau.
So wird dem Erzbischof von Trier, Hillin von Falmanies (1152-1169) und seinen Nachfolgern durch Kaiser Friedrich I., Barbarossa, am 26.4.1158 das Bergregal auf allen Silbergruben des Erzstiftsgebietes zuerkannt. (Das Bergregal: Das Recht des Staates an den nutzbaren Mineralien stand in Deutschland ursprünglich dem Kaiser zu, ging bald als Bergregal auf die einzelnen Landesherren über.)
Am 26.11.1346 bestätigt Kaiser Karl IV. dem Erzbischof Baldewin (1307-1354) die Kurtrier zustehenden Rechte und erweitert sie auf das Bergregal für das ganze Erzstift. Durch die Goldene Bulle von 1356 wurden den Kurfürsten (und somit auch den Erzbischöfen von Trier) alle Metalle und Salze zugesprochen. Das Bergregal berechtigte diese einzelnen Felder in eigenen Betrieb zu nehmen und für sich auszubeuten. Sie konnten aber auch einzelne Felder oder ganze Distrikte zur Ausbeutung an Privatleute verleihen und Abgaben von privaten Bergbaubetrieben erheben.
Von diesem Recht wurde reger Gebrauch gemacht, wie folgende Fakten beweisen: Im Jahr 1493 (zu einem Zeitpunkt als nur die oberflächennahen Erzgänge im Abbau standen) erwirbt das Kloster Prüm von den Eheleuten von (aus) Wetzlar und Liese von Dudelendorf (Dudeldorf) Anteile an den Bleiwerken bei Alf, an denen auch Nikolaus von Schwartzenbach, ein Bürger zu Prüm, beteiligt war.
Am 16.01.1496 verliehen der Trierische Erzbischof Johann II. (1456-1503) Markgraf von Baden und der Prümische Abt Ruprecht (dem Bruder des Abtes) und Konsorten, die Blei- und Kupfer-Bergwerke zum Krakesberge in der Herrschaft Schönenberg im Oisling.
Am 16.01.1501 wurde diese Verleihung wiederholt. Im Jahre 1537 wurden die Bleibergwerke zu Alf an mehrere Personen durch die Abtei St. Maximin verliehen.
Am 16.10.1556 gaben der Trierer Erzbischof Johann VI. (von der Leyen) (1556-1567) und der Prümer Abt Christoph (Graf von Manderscheid) gemeinsam das Bergwerk unsers Bergs auf dem Alffer Berg und in der Rurschenn in unserm ambt Schönberg und in unser Abteien Prüm gelegen, dem Kaufmann Martins und Spillen Clasen den Hallen und Meie zu Prüm, deren Erben und Zusterbenden, erblich und ewiglich in gleicher Weise und an demselben Tage wurde auch das Bergwerk am Krakesberge als Erblehen verliehen.
Die Besitzer bekamen die Erlaubnis, einen Stollen in vorgeschriebener Länge zu treiben, mußten aber jährlich 17 Zentner aufbereitetes Bleierz liefern. Am 24. 01.1571 verlieh Erzbischof Jacob III. (von Eltz) (1567-1581) das mit Prüm gemeinschaftliche Bergwerk auf der Trenken unter Brandscheid auf Erbbestand.
Aufschwung und Blüte
Im Jahre 1571 schlossen Kurfürst Jacob III. (von Eltz) und der Prümer Abt Christoph, Graf von Manderscheid, einen Vertrag, worin die beiderseitigen Rechte im Bergbau dieser Gegend festgelegt werden.
Der Bleialfer Bergbau steht in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert so in Blüte, daß Erzbischof Jacob III. (von Eltz), Administrator der Abtei Prüm , im Jahre 1581 Haans Nickel zum General-Bergmeister zu Alf und der Abtei Prüm ernennt.
Das Bergwerk Bocheit im Amte Schönberg wurde 1589 vom Erzbischof Johann VII. (von Schoenberg) (1581-1599) in Erbbestand gegeben. Am 3.7.1607 ließ Erzbischof (v. Metternich) (1599-1623) einen Lehnbrief über das Bergwerk im Fleischberge zu Bleialf ausfertigen. In demselben Jahre wurde ein Waagemeister an den Bergwerken zu Bleialf angestellt.
Im Jahre 1608 vergibt Erzbischof Lothar von Metternich erneut das Erblehen Bocheit von 1589. Die Gewerkschaft Bocheit pachtete 1619 von dem Erzstift die Mühle zu Niederlascheid. 1750 werden eine Gewerkschaft Heiserberg, 1751 das Bocheider, das Leimscheider und das Wäscheter Bergwerk als Abnehmer von Holzkohle aus der Schneifel erwähnt.
Der verheerende Dreißjährige Krieg und die Pest, die unsere Heimat entvölkerten, dürften wohl die Hauptursache für den plötzlich einsetzenden Verfall des Bleialfer und Schönberger Bergbaus im 17. Jahrhundert gewesen sein.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ist ein weiterer starker Rückgang des Bleibergbaus aufgrund des Angebotes billiger Erze zu verzeichnen. In den Jahren 1803-1808 wurden Konzessionsgesuche von Johann Classen (Bleialf) und Bernhard u. Wilhelm Gies (Kall) abgelehnt wegen unzureichender wirtschaftlicher Voraussetzungen. Von mehreren Bewerbern erhielt die Gesellschaft Peuchen und Konsorten auf ihr Gesuch hin die Konzession am 8.6.1810 zugesprochen.
1815 erfolgte die Aufbereitung der Halden durch die Bevölkerung. Kommentar der Prümer gemeinnützigen Blätter vom 17.4.1822: Seitdem das Bleiwerk zu Bleialf von Interessenten nicht mehr betrieben wird, raffen arme Leute das Bleierz auf den Halden. Die Ausbeutung betrug monatlich 20 Zentner. Am 15.09.1829 wurden die Bergwerksanlagen öffentlich versteigert.
Ein Neuanfang
Im November 1838 stellte der Guts- und Bergwerksbesitzer Johann Heinrich Wiesmann aus Hattingen an der Ruhr ein Konzessionsgesuch auf ein Feld von 2.320.105 Quadratlachtern. Auf dieses Gesuch hin wurde am 29.01.1840 die Konzession Bleialfer Neue Hoffnung mit 6.948.119 Quadratlachtern erteilt.
In dieser Konzessions-Urkunde, die aus 16 Art. Besteht, heißt es u.a.: (Wörtlich) (Art. 1+2)
Das Finanzministerium beschließt auf den Antrag des Königlichen Oberberg Amtes für die Niederrheinischen Provinzen wie folgt:
Art.:1
Dem Grubenbesitzer Johann Heinrich Wiesmann zu Hattingen werden die Bleierzlagerstätten und die mit diesen einbrechenden Erze bei Bleialf, gelegen in der Bürgermeisterei Bleialf, im Kreise Prüm, im Regierungsbezirk Trier, zur Wiederaufnahme des dortigen uralten Bleierz Bergbaues resp. zum Betriebe eines neuen Bergwerks, welches er Bleialfer Neue Hoffnung genannt, in einer Flächenausdehnung von 6.948.119 Quadratlachtern ./. oder 3.041 Hectaren 85.80 Aren ./. in Konzession gegeben (nachdem der vorgenannte Konzessionär unter dem 6.12.1839 bereits schriftlich erklärt hat, sich den nachfolgenden Bedingungen unterwerfen zu wollen).
Art. 2
Die Grenzen des concedierten Feldes werden mit Bezug auf den der Urschrift dieses beiliegenden, an dem Königlichen Ober-Berg-Amte für die Niederrheinischen Provinzen unter dem 11. Nov. 1839 beglaubigten Riß, folgendermaßen bestimmt:
Nord- u. nordöstlich vier grade Linien; die erste 606,6 Ltr. lang vom Punkt A vom Kreuzwege westlich Radscheid in h 6,4 ¼ bis Punkt B an der Kirche in Oberlascheidt, die zweite 361,8 Ltr. lang in h 9. ¾ bis C vom Kreuzwege bei Halenfeld. Die dritte 784,8 Ltr. lang in h ½ bis D am Kreuzwege südlich von Buchet, die vierte 1722 Ltr. lang bis auf den Kirchturm von Hontheim, Punkt E.
Südlich, eine grade 4073 Ltr. lange Linie vom Kirchturm Hontheim bis auf den Kirchturm in Habscheidt Punkt H.
Westlich, eine 1798 Ltr. lange Linie von Punkt H bis auf den Kirchturm in Langenfeld
Punkt C.
Nordwestlich, zwei grade Linien die erste 1423,8 Ltr. Lang von Punkt B bis zum Punkt F, wo der Weg von Langenfeld, durch den von Schweiler nach Bleialf gekreuzt wird. Die zweite 1027,8 Ltr. lang von Punkt J bis zum Anfangspunkt A am Kreuzwege westl. von Radscheid.
Überall, wo es für nötig erachtet wird, sollen in einer Frist von 6 Monaten, auf Kosten des Konzessionäres unter Aufsicht des Königlichen Bergamtes, dauerhafte kenntliche Lochsteine gesetzt werden. Über die Setzung dieser Steine soll ein Protokoll aufgenommen und bei den Akten des Bergamtes verwahrt werden.
Am 13.4.1840 sucht der Bergwerksbesitzer Joh. Heinr. Wiesmann aus Hattingen auch die Genehmigung eines Bergwerkes in den Bürgermeistereien Winterscheid, Auw und Bleialf zu erhalten. Als Grenzpunkte sind angegeben:
Kirchturm Elcherath – Kirchturm Winterscheid- Kirchturm Mützenich – Grenze d. Reg. Bez. Aachen – Qurfluß, der Qur nach bis zur Mündung der Auw in die Qur – der Auw nach bis zu dem Punkt, wo der Schlausenbacher Mühlengraben aus der Auw abgeleitet wird – zur Schlausenbacher Kirche – Haus Kemm bei Radscheid – Kreuzung der Straße Eschweiler/Bleialf und der Straße Großlangenfeld/Bascheid (?) – Kirchturm Habscheid – Klein-Huscheid – Heckhalenfeld Mühle – Kirchturm Elcherath. Die Fläche ist 19799 Morgen = 5055 ha 13a 55Ca. Als Rente will der Besitzer jährlich 2 Pfg. pro ha leisten.
Am 9.8.1841 reichen die Herren Nik. Schröder und Hil. Grün aus Bleialf, Johann Schreiber aus Brandscheid und Nik. Grün von Sellericherhöhe ein Gesuch zur Konzessionserlangung ein für ein Bergwerk im Distrikt Bleialf – Niederprüm – Pronsfeld – Lünebach und Habscheid.
Sie beantragten Rechtsverleihung zur Schürfung von Blei und einbrechenden Erzen. Die folgenden Punkte begrenzen das beantragte Bergfeld: Kirchturm Habscheid – Kirchturm Hontheim – Kapelle Weinsfeld – Kirchturm Pronsfeld – Kirchturm Lünebach – Kirchturm Masthorn – Kirchturm Habscheid. Die Größe ist: 9.329.450,7 Quadratlachter = 4084 ha 39 a 27 Ca.
Durch Verordnung des Finanzministeriums vom 9.12.1843 ist den Bleigräbern Nikolaus Schröder und Hilarius Grün, Johann Schreiber und Nikolaus Grün, das Bergwerkseigentum an einem Felde von 2.496.660 Quadratlachtern oder 1093 ha 3 Aren, verliehen worden.
Die Konzessionserteilung an den Kgl. Regierungsrat Wilhelm Ritz, Aachen und dem Kgl. Belg. Bergingenieur Julius Gerhaert, Aachen, für die Lagerstätten von Blei- u. anderen vorkommenden Erzen, gelegen in den Bürgermeistereien Manderfeld, Meyerode und Schönberg im Kreis Malmedy und Bürgermeistereien Auw und Bleialf, in einer Flächenausdehnung von 16.879.562 Quadratlachter, erfolgte am 18. Nov. 1841. Als jährliche Rente wurden 3 Pfennige pro ha festgesetzt.
Dem Gutsbesitzer Johann Heinrich Wiesmann zu Hattingen werden die Erzlagerstätten, gelegen in der Bürgermeisterei Winterscheidt, zum Betriebe eines Bergwerkes auf Blei und andere einbrechende Erze, welches Emilienberg genannt, in einer Flächenausdehnung von 4.555.907 Quadratlachtern am 18. 01.1842 in Konzession gegeben, nachdem er am 19.10.1841 schon schriftlich erklärt hat, sich den Bedingungen des Königlich Preußischen. Oberbergamtes, für die Niederheinischen Provinzen unterwerfen zu wollen.
1856 erfolgte die Übernahme der Grube Bleialfer Neue Hoffnung durch Jacob Marc aus Bonn und kurz danach durch die Berliner Diskonto Gesellschaft. Für den Bleialfer Bergbau
begann nun eine neue Blütezeit, da die Gesellschaft unter Einsatz beträchtlichem Kapitals die maschinelle Ausrüstung der Anlagen in die Wege leitete. Die Erzproduktion war sehr unterschiedlich, was auch die Zahl der Beschäftigten verdeutlicht. Im Jahre 1858 begann man mit 85 Arbeitern, diese Zahl stieg in den nachfolgenden Jahren bis auf 1000 und mehr Arbeitern an und sank im Jahre 1885 auf 111 Arbeiter.
Zwischenzeitlich wurde auf Grund der Muthung vom 22. Aug. 1866 dem Bergwerksbesitzer B.A. Wirtz die Grube Wohlfahrt bei Rescheid im Kreis Schleiden sowie unter dem Namen „Andler“ das Bergwerkseigentum in dem in der Gemeinde Schönberg im Kreis Malmedy und in den Gemeinden Laudesfeld und Oberlascheid im Kreise Prüm in den Reg.-Bezirken Aachen und Trier und Oberbergamtsbezirks Bonn gelegenen Felde, zur Gewinnung der in dem Felde vorkommenden Bleierze nach dem Berggesetze vom 24.6.1865, verliehen.
Förderturm Schachtanlage Brandscheid 1937 – 1943
Im Jahre 1900 erhielt der Mechernicher Bergwerks-Actien-Verein die Konzession in Bleialf.
1908 übernahm die neugebildete Gewerkschaft Bleialf mit Sitz in Mechernich die Bergwerke in Bleialf einschl. des Grubenfeldes Gute Hoffnung bei Herscheid.
Die Gewerkschaft Bleialf unternahm nach dem 1. Weltkrieg erneut Untersuchungsarbeiten in beiden Grubenfeldern. Doch schon am 1.10.1922 wurde der Betrieb auf den Bleialfer Gruben eingestellt.
Am 13.12.1937 erfolgte die Übernahme des Grubenbesitzes durch die Gewerkschaft Mechernicher Werke.
Die Arbeiten wurden wegen des 2. Weltkrieges im Mai 1943 eingestellt. Gründe für die Wiederaufnahme des Betriebes waren nach dem Kriege durchaus vorhanden, denn die Wiederinbetriebnahme der Bleibergwerke war für unser Gebiet eine Existenzfrage.
Die ersten Untersuchungsarbeiten durch die Gewerkschaft Mechernicher Werke begannen im Jahre 1950. Auf Grund dieser Aktivitäten erhielt die Gewerkschaft unter dem Namen Ihrenbrück III das Bergwerkseigentum zur Gewinnung der in diesem Felde vorkommenden Bleierze, am 5.März 1952 durch das Oberbergamt Rheinland-Pfalz in Bad Ems verliehen. Nachdem die Landesregierung Rheinland-Pfalz finanzielle Unterstützung für die Aufschlußarbeiten zugesagt hatte, nahm die Gewerkschaft im Mai 1952 die Arbeiten wieder auf.
Dr. Voigt aus Düren mit Belegschaft Ihrenbrück, 1953 Rasenhängebank Ihrenbrück, Schacht 3
Die Untersuchungsarbeiten liefen noch bis zum 11. Okt. 1954 und wurden dann endgültig eingestellt. Das war das Ende des Bleialfer Bergbaus bis zum heutigen Tage.
Nur der Bergmannsverein St. Barbara Bleialf e.V. hält die uralte Bergbautradition aufrecht.
Quellennachweis
01 | VEB Verlag f. Grundstoffindustrie, Leipzig, 1985Aricola, G. , 1557, Vom Bergwerck XII Bücher,Faksimiledruck aus dem Altbestand der Bergakademie Freiberg, |
02 | Amtsblätter der Königl. Reg. Trier, 1838-1842 |
03 | Amtsblatt der Königl. Reg. Aachen, 1842 |
04 | Georg Bärsch, 1854, Eiflia Illustrata, |
05 | Goerz, A., 1861 ,Regesten der Erzbischöfe zu Trier, 814-1503 |
06 | Das Blei- u. Kupfererz-Bergwerk „Neue Hoffnung“ zu Bleialf, 1871 |
07 | Eifeler Volkszeitungen, 1951, 1953 |
08 | Frentzen H., 1959, Die deutschen Landkreise, Bd.4, Kreis Prüm, |
09 | Rosenberger, 1978, Beschreibung Rheinl.-Pfälz.-Bergamtsbezirke, Bd.4, |
10 | Landtag Rheinland-Pfalz, 1994, Archiv Parlamentsdokumentation |